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AutorenbildJürgen Dostal

NEULICH im Tiefschlaf – eine Konflikt-Story aus dem Alltag

Unsere Lebensgewohnheiten haben Meister Petz und die Barbapapas gekillt. In einer Zeit vor den Streamingdiensten boten die öffentlichen Fernsehanstalten das Betthupferl an. Erinnern Sie sich noch, um welche Uhrzeit es lief? Ja, 18:00 Uhr. Gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen führen zu Veränderungen in unsere Gewohnheiten. Das betrifft auch wichtige Aspekte wie jene unsere Schlafgewohnheiten. Auffällig dabei ist, dass wir, wie Studien zeigen, gegenüber den frühen 70er Jahren heute um 1 Stunde weniger schlafen und das auch unregelmäßiger. Flexible Arbeitszeiten und die permanente Verfügbarkeit von Inhalten auf meist mobilen Endgeräten führen zu erhöhtem Stress. Aber auch zu Konflikten, wie die heutige Episode zu berichten weiß.


Unsere Verhaltensweisen ändern sich und geben Anlass zu Konflikten.
Unsere Verhaltensweisen ändern sich und geben Anlass zu Konflikten.

Neulich, also vor ca. 3 Monaten, gegen Ende des Schuljahres, war der Besuch einer Familie mit zwei Kindern angekündigt. Mit der vagen Angabe für den Nachmittag erschien diese gegen Abend, wobei der Vater eines der Kinder (8 Jahre) am Arm trug. Dieses war im Tiefschlaf.


Tatsächlich würde es über eine geraume Zeit des Besuchs nicht aufwachen. Was

der zugehörigen Mutter Worte der Verzückung ob des schlummernden Kindes entlockte, lies bei mir die Frage hochkommen, warum denn ein Kind mitten am Tag für so lange Zeit so tief schlafe. Prompt kam die Frage in folgender Formulierung aus meinem Munde: „Ist das normal, dass er so lange schläft? Das schaut mir doch sehr nach einem Schlafdefizit aus.“


Ich denke, es liegt an mir, dass ich für neuzeitliche Argumente der Kinderziehung wenig zugänglich bin, denn tatsächlich löste die Antwort „Aktuell sind die Tage so lang, da kann man sein Kind nicht ins Bett schicken.“ bei mir weitere Fragen aus: Heißt das, dass Kinder am Nordkreis im Sommer für 5 Monate nicht ins Bett gehen? Bleiben Kinder in Finnland in den Wintermonaten überhaupt im Bett und schlafen Menschen am Äquator schneller ein? Und wer ist überhaupt „man“? Sind dafür nicht Eltern zuständig?


Diese Fragen habe ich natürlich nicht gestellt. Weichei, werden Sie jetzt sagen. Sorry, das tut man einfach nicht in unserer Gesellschaft. Also wagte ich mich mit dem Vorschlag vor: „Dafür würde es die Möglichkeit von Verdunkelungs-Rollos geben.“ „Haben wir eh, funktioniert nur nicht.“ Was an dieser Stelle die Diskussion in einem frühzeitigen Stadium erfolgreich zum Ersticken brachte, weil ich weiß, dass entsprechende schlaffördernde Vorrichtungen in den zu Spielhöhlen mutierten Kinderzimmern erst gar nicht existent sind, dafür jedoch Lego-Bausätze im Wert eines Kleinwagens.


Es sind diese kleinen Hinweise, die uns auf die Plätze verweisen. Als Ausstehende haben Sie keine Expertise, ja noch mehr, diese stellt den Umstand der Kompetenzanmaßung dar und führt unmittelbar in die Abgründe eines Konflikts. Wo kämen wir denn hin, wenn wir womöglich auf Ursachen für Konzentrationsstörungen und Lernschwächen zu sprechen kommen würden? Oder gar der um sich greifenden Seuche des elterlichen Burn-outs eine heilbringende Lösung entgegenstellen, wonach Quality-Time für Eltern (bei gleichzeitig schlafende Kinder) zum Aufladen der Batterien derselben führen.


Nein, das behalten wir für uns. Tatsächlich wäre in einem solchen Konflikt nichts zu gewinnen. Außer vielleicht die Erkenntnis, dass IKEA Verdunkelungs-Rollos aus dem Programm nehmen sollte. Vielleicht sind ja mobile Kinderbetten ein zeitadäquater Ersatz? So können wir die schlafenden Kleinen immer hinter uns herziehen. Ach nein, das gibt es ja schon. Vielleicht haben Sie sie schon bemerkt: die faltbaren Bollerwagen, die neuerdings Öffis, Eingangsbereiche zu Restaurants und Rolltreppen verstopfen. Perfekt geeignet, um für die kleinen Schätze Zimmer-Kuchl-Kabinett immer auf Rollen mitzuführen. Wohlfeil zu haben ab 500 Euro im für jeden Erziehungsstil gut sortiertem Einzelhandel und natürlich auch Online.


Konflikt-Barometer 


Involvierte Personen:

🧨



Eskalation:

🧨🧨



Relevanz:

🧨



Mögliche Empathie:

🕊



Lösungsoptionen:

🕊🕊🕊



Erzielbarer Kompromiss:

🕊🕊




Das Konflikt-Barometer ist der nicht wissenschaftliche Versuch einer Bewertung von Konfliktsituationen. Es können je nach Ausprägung bis zu 3 Dynamitstangen bzw. Friedenstauben vergeben werden. 


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