top of page
AutorenbildAnnette Behrendt

Mentale Gesundheit und Konflikte. Wie gesund sind wir?

Aktualisiert: 25. Juni

Unsere mentale Gesundheit ist in den letzten Jahren auf einem starken Trend bergab. Gerade die Anzahl an Krankschreibungen aufgrund von psychischen Krankheiten hat in den letzten Jahren eklatant zugenommen. Doch was hat das mit Konflikten zu tun, und wie können wir das ändern?


Annette Behrendt über den Zusammenhang zwischen mentaler Gesundheit und Produktivität.
Annette Behrendt über den Zusammenhang zwischen mentaler Gesundheit und Produktivität.


Starten wir mit den Fakten

Zwischen 2018 und 2022 hatten wir eine Zunahme von 27% an Krankenständen aufgrund von psychischen Krankheiten. Das ist etwas über der Zunahme an den gesamten Krankenständen von knapp 25%. Wirtschaftlich schlagend wird unter anderem die lange Ausfalldauer bei psychischen Krankheiten von 38,5 Tagen (sonstige Krankheiten werden im Schnitt mit 14,9 Tagen verbucht). (1)


Gegen psychische Krankheiten kann man wenig tun, könnte man meinen. Doch eine Schweizer Studie hat die Ursache von genau diesen Krankmeldungen aus psychischen Gründen untersucht und festgestellt, dass ca. 57% der Personen aufgrund von Konflikten und Problemen am Arbeitsplatz krank geworden sind. (2)


Das betrifft jetzt lediglich die definierten psychischen Krankheiten, es gibt keine Daten zu psychosomatischen Krankheiten. Das heißt, psychische Krankheiten sind (spezifisch auf 2021) für 3,2% der Fälle, aber 11,8% der Krankenstandstage verantwortlich. (1)


Wenn wir diese Zahlen auf ein kleines Unternehmen mit 100 Mitarbeitenden herunterbrechen, dann werden davon lt. Statistik 92 Personen im Lauf eines Geschäftsjahres krank. Sie verbleiben 12,4 Tage im Krankenstand. 3 Personen davon erkranken psychisch, fallen aber knapp 2 Monate aus. Davon ist bei 1,7 Personen die Ursache auf Konflikte am Arbeitsplatz zurückzuführen. (1)


Diese unglaublichen Zahlen lassen sich noch von Burn-out-Statistiken übertrumpfen: In Deutschland gibt es Daten der AOK, die erschreckend sind. Von 2004 bis 2022 hat sich die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Burn-out-Erkrankungen in Deutschland knapp verzwanzigfacht: von nur 8,1 auf 159,8. Wenn wir uns den gleichen Zeitraum wie oben anschauen, also zwischen 2018 und 2022, dann reden wir von einer Zunahme von 32,6%! Unglaubliche Zahlen, aber wie kommt es dazu und woher können wir wissen, dass es so ist? (3)


Was bedeutet mentale Gesundheit im Arbeitsumfeld?

Die mentale Gesundheit spielt eine entscheidende Rolle im Arbeitsumfeld, da sie direkt mit der Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit und dem Wohlbefinden der Mitarbeiter verbunden ist.

Doch was versteht man unter mentaler Gesundheit? Mentale Gesundheit umfasst das emotionale, psychische und soziale Wohlbefinden einer Person. Sie beeinflusst, wie wir denken, fühlen und handeln, insbesondere in stressigen und herausfordernden Situationen. Ein gesundes mentales Gleichgewicht ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre Aufgaben effizient zu erfüllen, kreativ zu denken und produktiv zu arbeiten. Wenn mentale Gesundheit vernachlässigt wird, können Stress, Angstzustände und Depressionen die Folge sein, was nicht nur das individuelle Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auch das gesamte Arbeitsklima negativ beeinflusst. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einem hohen Grad an mentalem Wohlbefinden bei ihren Mitarbeitern weniger Krankheitsausfälle, höhere Mitarbeiterbindung und insgesamt bessere Geschäftsergebnisse verzeichnen.


Konflikte am Arbeitsplatz: Ursachen und Auswirkungen

Konflikte können nun sehr schnell zu den oben genannten Faktoren Stress und Angst im Arbeitskontext beitragen. Gerade der konstante Stress, der durch den aktuellen Lebensstil schon grundlegend recht hoch ist, wird durch Angst vor Fehlern, Verurteilungen oder fehlendes Vertrauen weiter gesteigert. Dadurch kommt es zu Missverständnissen und stärker verbreiteter Angst in Unternehmen.


Selbst kleine Missverständnisse können, wenn diese nicht aus dem Weg geräumt werden, langfristig nagen und größere Probleme mit sich bringen. Gerade in Zeiten von Homeoffice und dezentralem Arbeiten sind die schnellen Klärungen, das Gespräch auf dem Gang oder die direkte Auseinandersetzung mit dem Arbeitskollegen am gleichen Schreibtisch nicht mehr so leicht möglich. Es ist nicht mehr so einfach zu erkennen, wenn Kollegen Herausforderungen haben oder mit spezifischen Aufgaben und Umständen kämpfen. Was man im persönlichen Miteinander relativ schnell mitbekommt, kann in kurzen Zoom- oder Teams-Meetings gut verborgen werden. Somit kommen stärkere Probleme weniger zum Vorschein.


Einsamkeit: Statistik zur Zunahme

Ein weiterer wichtiger Faktor, der die mentale Gesundheit beeinflusst, ist Einsamkeit. Statistiken zeigen, dass Einsamkeit in den letzten Jahren stark zugenommen hat, sogar bereits vor der Pandemie. Laut einer aktuellen Studie fühlen sich über 40% der Erwachsenen regelmäßig einsam, was gravierende Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit und ihr allgemeines Wohlbefinden hat. Einsamkeit kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Depressionen, Angstzuständen und sogar körperlichen Beschwerden führen.


Die Rolle von HR

Studien zeigen, dass Unternehmen mit einem hohen Grad an mentalem Wohlbefinden bei ihren Mitarbeitern weniger Krankheitsausfälle, höhere Mitarbeiterbindung und insgesamt bessere Geschäftsergebnisse verzeichnen. Daher ist es für HRler und Führungskräfte unerlässlich, die mentale Gesundheit ihrer Teams aktiv zu fördern und zu unterstützen.

Doch was haben nun Konflikte mit diesen Fähigkeiten zu tun? Eine Studie von 2024 unter über 300 Teilnehmenden in Österreich hat gezeigt, dass viele Führungskräfte sowie Mitarbeitende mit Konfliktsituationen überfordert sind. Das betrifft sowohl die Fähigkeit, Konflikte anzusprechen, als auch sich selbst der Konfliktsituation auszusetzen und mit diesen produktiv umzugehen. Werden Konflikte und Auseinandersetzungen aber vermieden, dann passiert genau das Gegenteil von dem, was generell erwartet wird. Die Mitarbeitenden ziehen sich zurück, verlieren das Vertrauen in die Führungskräfte und Kolleg:innen und ein Miteinander wird noch weniger möglich. Die oben genannten Faktoren Stress, Angst und Einsamkeit führen dazu, dass die psychische Gesundheit der Betroffenen in Mitleidenschaft gezogen wird.


Prävention und Management von Konflikten

Ein proaktiver Ansatz zur Konfliktprävention und -bewältigung erfordert ein Umdenken im Leadership und eine Kultur des konstruktiven Streitens. Es geht darum, Führung neu zu definieren und gleichzeitig gemeinsam zu lernen, besser und produktiver zu streiten. Doch wie können wir die Türen für eine solche Kultur öffnen? Wie können wir mehr miteinander tun und die Zusammenarbeit verbessern?


Ein wesentlicher Schritt ist das Beseitigen von Hindernissen und Problemen, die Konflikte verursachen oder verstärken. Dazu gehört, eine neue Konfliktkultur zu etablieren und Konfliktkompetenzen im Team zu fördern. Dies bedeutet, dass wir lernen, Konflikte nicht nur zu akzeptieren, sondern sie als Chance für Wachstum und Verbesserung zu nutzen.

„Schöner streiten“ klingt vielleicht angenehm, kann jedoch auf dem Weg dorthin durchaus chaotisch und herausfordernd sein. Es erfordert Mut und Durchhaltevermögen, Konflikte auszuhalten und konstruktiv zu lösen. Auch wenn das Aushalten von Konflikten im Moment unangenehm sein mag, führt es langfristig zu einer enormen Erleichterung und einem gesünderen, produktiveren Arbeitsumfeld.


Effektives Konfliktmanagement beinhaltet die Förderung offener Kommunikation, das Schaffen von sicheren Räumen für Diskussionen und das Training von Mediationstechniken. Führungskräfte und HR-Profis können durch Workshops, Trainings und kontinuierliches Feedback dazu beitragen, dass Teams ihre Konfliktkompetenzen stärken und eine Kultur des offenen und respektvollen Dialogs entwickeln.


Was heißt das nun?

Mentale Gesundheit ist kein fremdes Konzept – sie ist in fast jeder Firma und in fast jeder Altersgruppe präsent. Um eine gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen, ist es wichtig, aktiv auf Ihre Mitarbeitenden, Kolleg:innen und Führungskräfte zuzugehen. Im ersten Schritt sollten Sie deren Positionen zu Konflikten, Unstimmigkeiten und Kritik in Erfahrung bringen. Gerade diese ersten Diskussionen sind von großer Bedeutung, um das Vertrauen ineinander wieder aufzubauen und eine Basis für eine offene Kommunikation zu schaffen.

Durch das gezielte Ansprechen dieser Themen und das Einholen von Feedback können Sie einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Konfliktkultur in Ihrem Unternehmen leisten. Dieser Prozess ist essenziell, um eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Beteiligten sicher und unterstützt fühlen.


Sollten Sie diese Diskussion und die Transformation der Konfliktkultur professionell unterstützt angehen wollen, stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Unsere Expertise hilft Ihnen dabei, die notwendigen Schritte zu planen und umzusetzen, um eine nachhaltige Verbesserung der mentalen Gesundheit und des Konfliktmanagements in Ihrem Unternehmen zu erreichen. Melden Sie sich bei uns – wir unterstützen Sie gerne.





39 Ansichten0 Kommentare

Comments


bottom of page